Charakter des Silberbachers

(aus Adolf Lienerts "Silberbach - Woher wir kommen - nichtvertriebene Erinnerungen" S. 238)

Dieser Text ist einfach zu wichtig, um ihn nicht in die Seite mit einfließen zu lassen. Er zeigt unter anderem dem Silberbacher-Nachfahren, welche Charaktereigenschaften er von seinen Ahnen mitbekommen hat. Dies könnte bei vielen eine wahre Erkenntnisflut über sein/ihr bisheriges Leben auslösen.

Die Bevölkerung war im allgemeinen friedlich. Der Silberbacher war höflich und gefällig. Kampf mit Arbeit und Entbehrungen lehrten ihn äußerste Genügsamkeit. Dazu kam Sparsamkeit, Reinlichkeitsliebe, Frohsinn und Verträglichkeit. Während sich anderwärts oft zwei Familien in demselben Haus nicht vertrugen, wohnten dort zuweilen 3 - 4 Familien in einem Häuschen, oft sogar die junge und alte Familie in einer Stube friedlich nebeneinander. Ein unverkennbares Merkmal der Silberbacher war die Lust, einander zu ärgern. Man nannte es "scheren", und konnte es auch als "Necken" bezeichnen. Nie war es boshaft gemeint, immer voller Humor. Vielleicht war es eine unterschwellige Lebensweisheit, Not erträglich zu machen und hart zu werden.

Eifrig wurde Musik und Gesang gepflegt. Mehrere Musikgesellschaften fanden in den Krisenjahren in der Ferne reichlichen Erwerb. Wenn man die Vorliebe der Menschen in Brüchen aufrechnen wollte, kämen 1/5 auf Gesang, 1/5 auf Musik, 1/5 für die Industrie, 2/5 für den Wald und 5/5 auf Fleiß, Zähigkeit, Geduld und Ausdauer.

Anton Lausmann, der letzte amtierende Bürgermeister, charakterisierte die Bevölkerung so: "Die Silberbacher waren wirklich mit Leib und Seele Waldfreunde. Die eine Gruppe des Wildes und der Vögel wegen, die andere der Naturschönheiten und der lauschigen Stille wegen und die dritte Gruppe wegen des Holzes, das sie dort für den Eigenbedarf heimholen konnten.

Es war ihnen auch etwas Zurückhaltung angeboren, das heißt, sie waren nicht voreilig und nicht darauf besessen, die erste Geige ständig spielen zu wollen. Ein Sprichwort sagt: "Stille Wasser sind tief". Das zeige sich auch in der Bewährung, wenn ein Silberbacher seinen Beruf in der Fremde ausübte." Der Silberbacher, gleich ob Mann oder Frau, hat eine erstaunliche Geschicklichkeit. Die Umstellung in einen anderen Beruf mit anderen Handfertigkeiten fällt ihnen leicht, so dass man sagen könnte, der Silberbacher ist ein Alleskönner. Man betrachte nur mal die Schnitz- und Malarbeiten, die viele Silberbacher in großer Zahl herstellten, ohne jemals das Schnitzen oder Malen gelernt zu haben.

Im Jahre 1939 zählten 2729 Einwohner in der Industrie und im Handwerk beschäftigt, 419 Einwohner betrieben Landwirtschaft und waren im Forstbetrieb tätig, 259 Einwohner waren im Handel und Verkehr tätig und 133 im öffentlichen und privaten Dienst.