DIE GLASHÜTTE IN SILBERBACH
(Quelle des geschichtlichen Textes: Offizielle Ortschronik von Silberbach

und Adolf Lienerts Silberbach Buch - Abschnitt: "Die Glashütte")

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Standort der Glashütte (rotes Kästchen) in der Nähe der heutigen
Schützenbrücke vor der Forstwiese in Nancy (Kataster von 1842)


GGESCHICHTLICHES ÜBER DIE GLASHÜTTE

Jeder, der sich ein wenig mit der Geschichte Silberbachs befasst hat, stößt früher oder später auf den Ortsteil "Glashütte" im Tal "Nancy" hier in Silberbach. Bis heute ist der hintere Teil, in welchem zuletzt das bekannte Gasthaus "End' der Welt" stand unter dem Namen Glashütte bekannt.

Dieser Name stammt von der sich damals dort befindlichen Glashütte. Diese wurde im Jahre 1787 von Ignaz Keilwerth, einem Kaufmann aus Graslitz, errichtet. Dass dieser für die Erzeugung von Glas prädestiniert war, kann man an seinem Stammbaum erkennen, denn seine Vorfahren waren schon 1654 als Glaser in Rothau nachweisbar.

Ignaz Keilwerth machte sich die dort verlaufende Quarzader (Glasstein) zu Nutze.

Später ging der Betrieb an Ignaz Keilwerth's Söhne Josef und Ignaz, der von diesen als Glashütte und Spiegelfabrik betrieben wurde. Es wurde unter anderem auch Tafelglas erzeugt.

Die zur Glashütte gehörende Ansiedlung stand längs des Baches vom Forsthaus Nancy angefangen bis zum Gasthaus "Ende der Welt" und wurden später abgetragen. Es waren 19 Häuser und eine Schneidemühle. Nach Auflassung der Hütte im Jahre 1813 verfielen diese jedoch, so dass im Jahre 1890 nur noch 3 Häuser der einstigen Siedlung übrig waren.


Links der Reitsteig - geradeaus die Buchhammelstraße - rechts hinten die Abzweigung zur
Wiese beim gräflichen Forsthaus. Hier in der Nähe muss die Glashütte gestanden haben.

Dazu gehörte auch das Gasthaus zur Glashütte, das in der Ecke, welche die Buchhammelstraße und der Reitsteig bilden, situiert war. Durch die völlig ausgetrockneten Arbeiter, die ständig der Hitze der Öfen ausgesetzt waren und nach getaner Arbeit und während der Pausen großen Durst verspürten, lief dieses Wirtshaus sehr gut. Aufgrund vieler Übergriffe (Raufereien) wurde das Gastgewerbe aber später aufgegeben.

Der Betrieb der Glashütte geriet im Jahre 1812 in große Not, da der Waldzins für Hartholz von ehemals 12 Kreuzer auf 30 Kreuzer pro Klafter stieg. Das Holz war durch den Befall der "Nonne" und des "Fichtenborkenkäfers" vormals sehr günstig. Als die Vorräte für das befallene Holz allerdings aufgebraucht waren, stieg der Holzpreis und die Glashütte musste im Jahr 1813 geschlossen werden.

Danach wurde in den Gebäuden eine Baumwollspinnerei betrieben, welche die Firma "Leopold und Konstantin Thomas" führte. Diese hatte aber auch nicht lange Bestand.

Über den späteren Beinamen "Nancy" gibt es viele verschiedene Theorien. Eine Theorie, die direkt mit der Glashütte zusammenhängt besagt, dass die Frau des ersten Besitzers der Glashütte eine gebürtige Französin gewesen sein soll, die dem Tal den Namen gab.

Diese Vermutung stärkt auch die Bezeichnung „Nuancy“ in der Katastralkarte von 1842.

Soviel zur Geschichte der Glashütte. Um die dortige Arbeit besser zu verstehen, wollen wir uns nun den Prozess der Herstellung etwas genauer ansehen.

 

WIE IN SILBERBACH GLAS HERGESTELLT WURDE

Die Keilwerthsche Glashütte produzierte sehr schönes Tafelglas und vorzügliche Spiegel, die zur damaligen Zeit (1799 bis 1802) als Luxusartikel galten. Der Adel sowie das Großbürgertum stellten damit ihren Reichtum zur Schau.

Zur Herstellung besaß die Glashütte einen Foliumhammer, eine Schleife, Belege und alle hierzu nötigen Werke. Mit der gaslosen Holzfeuerung konnten die Glasermeister eitles, vielbegehrtes Spiegelglas herstellen.

Die Zinnfolie wurde auf das ebene Glas aufgelegt und mit Quecksilber übergossen. Beide Materialien verbinden sich dabei zu Amalgam.

In den frühen Jahren wurden Flachglasscheiben im sogenannten Zylinderglasverfahren mittels Strecken auf einem Gusstisch aus Bronze hergestellt. Derjenige, der dies verarbeitete nannte man "Strecker", welcher aus dem Mittelalter kommend auch zum Familiennamen wurde. Wer sich also heute Strecker mit Nachnamen nennt, kann sicher sein, das seine Vorfahren in einer Glashütte arbeiteten. Eine weitere Methode war flüssiges Glas mittels Rollen auf den Gusstischen zu flachen Tafeln zu walzen.

Nachdem der Glaszylinder geblasen war, wurde dieser aufgeschnitten und auf Strecksteinen oder Bronzetafeln mit dem Polierholz geebnet. Danach kamen die Tafeln noch rot glühend in den sogenannten Kühlofen, um diese abzukühlen.

Für gewöhnlich waren die Kühlofen so groß, dass eine große Tafel hineinpasste. Er bestand aus einer länglich viereckigen Sohle, die mit einem Gewölbe überspannt war. 12 bis 15 Zoll tiefer befand sich der Feuerherd. Etwa 8 Tage ließ man die Tafeln im Kühlofen liegen, bis sie völlig erkaltet waren. Dieses "Abstehen" nannte man auch "Kaltschüren" oder "Dampfschüren".

Einige Silberbacher hatten den Hausnamen "Dampfschürer", ja es gab sogar ein Gasthaus "zum Dampfschürer". Auch hier kann man sagen, dass dieser Name von der Glasproduktion herrührt.

Das Glas wurde im Kühlofen behandelt, um die Spannungen, die im Glas durch die Bearbeitung entstanden war, zu entfernen.

Wie alle frühen Spiegelhütten lag auch die Keilwerthsche Glashütte direkt am Wasser, weil der Schleifvorgang des Glases mit Wasserkraft betrieben wurde, damit das Material eine gleichmäßige Dicke erreichte.

Würde man die Zutaten von Glas wie in einem Kochrezept darstellen, würde dies wie folgt aussehen:

100 Pfund Quarzsand
50 Pfund calzinierte Pottasche
14 Pfund zerfallener Kalk
4 Pfund Kochsalz
12 Loth Arsenik
10/100 Pfund Glasscherben

Die Kästen, in welchen die Spiegel lagen, wurden durch ein Wasserrad mit Hilfe einer Kurbel und eines Leitarmes hin und her bewegt. Die "Spiegelschleife" und die gesamte Umgebung bekamen durch das massenhaft zur Schleife verwendete Eisenoxid (auch Eisenrot genannt) eine rötliche Färbung. Dies zeichnete sich sogar auf die Glashüttenarbeiter ab, da diese in Berührung mit dem Material rote Augen bekamen.

Es wäre möglich, ist jedoch nicht belegt, dass das Eisenoxid in der Silberbacher Farbmühle hergestellt wurde. Funde von Tongefäßen am ehemaligen Standort der Glashütte belegen jedoch, dass das Eisenoxid aus der ebenfalls in Silberbach ansässigen Oleumproduktion des J. D. Starck stammen muss. Noch heute kann man entlang des Baches das Eisenrot in der Erde sehen.

Heute kann man ansonsten nur stellenweise kleine Hinweise auf die tatsächliche Existenz der Glashütte finden. Ich selbst habe auf der Stelle der Glashütte Reste von Glashafen und kleinere Stücke von weggeworfenem Ausschussglas gefunden. Vermutlich sind die richtigen Beweise entweder durch den Straßenbau vernichtet worden oder befinden sich unter den Schutthalden der später auf dem Gelände betriebenen Baumwollspinnerei.

Zum Schluss möchte ich dem Leser, vor allem aber den Silberbacher Nachfahren eine Liste der von mir aus den Kirchenmatriken nachgewiesenen Silberbacher Glashüttenarbeiter näher bringen. Eventuell findet sich sogar der ein oder andere Verwandte unter den Namen:

 

DDie Silberbacher Kirchenbücher geben
folgende ehemalige Glashüttenarbeiter preis:

Hartl Paul, * 07.01.1743 in Silberbach 36 – Hauswirt und Glasschmelzer auf der Glashütte
Langhammer Johann, * etwa 1783 in SB 69 – Schürer in der Glashütte
Joseph Dörfler,
Glasmeister
Fischer Johann, Glasschleifer in der Keilwerthschen Glashütte
Nachtmann Nikolaus,
Glasschmelzer, verh. Mit Magdalena Herold
Siebert Christian Friedrich
und Keylwerth Anna
Keylwerth Johann Georg,
Kiesel(sucher?) auf der Glashütte und Mayer Margaretha
Fuchs Kaspar, Glasmacher und Pfeiffer M. Josepha
Bartl Anton
Fleischhacker und Wirt auf der Glashütte und Halbhuber Franziska aus Elbogen
Keylwerth Joseph Anton
Glasmachergesell und Rokrá Christina
Keilwerth Johann Georg, Fachwerkarbeiter bei der Glashütte und Margaretha Moder
Jung Heinrich, Glashütten(faktor?) und Thomas Johanna Sophia
Abenddörfer Georg Wolfgang, Glasmacher und Keyl Maria Anna
Keyl Andreas, Glasschleifer und Regina
Klein Franz, Spiegelmacher auf der Glashütte und Abenddörfer Elisabeth
Abenddörfer Joseph, Glasmacher und M. Anna Staller aus Heinrichsgrün
Enserlein Michael, Glasschleifer und Anna Maria Steiner
Hirsch Johann Glasarbeiter und Theresia Stoll aus Heiligenkreuz
Schödl Johannes, Glasmacher auf der Glashütte und Wadlich Maria Theresia des Johann Christian
Stich Adam, Glasschleifer auf der Glashütte und Grünbauer Theresia des Wenzl
Lenk Georg, Glasschneider und Koch Barbara des Andreas Koch

An einigen Namen kann man erkennen, dass es nicht typische Silberbächer Namen (wie z. B. Abenddörfer, Enserlein, Nachtmann usw.) sind.
Man kann davon ausgehen, dass es sich hierbei um zugewanderte Fachleute aus anderen Gebieten handelt.

 

J. Zapletal (Rußklan/Wenz) – Lehrer aus Silberbach (Bau)
B. Hochmuth (Karlwenz/Wenz) - Silberbach am Hof )