(vielen Dank an Jaroslav Zapletal für einige hilfreiche Tipps und Korrekturen zu dieser Seite)


Noch bevor es den Ort Silberbach gab, gehörten drei werteschaffende Siedlungen
zum Gute Greßlas (Graslitz) in Silberbach:

- ein Meierhof im späteren Ortsteil "Hof"

- ein Hochofen (Farbhütte), der auf der Farbmühle rauchte

- ein von Johann Hartwig von Nostitz zwischen 1675 - 1678 errichtetes Messingwerk (später: Ortsteil Bau)


Später entwickelten sich aus diesen und anderen Siedlungen die Ortsteile:


Quelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 284

Am Anfang stand das gräfliche Messingwerk. Leider ist nicht mehr bekannt, wer dieses angelegt hat.
Vermutlich war es ein Einfall des schaffensfreudigen lutherischen Besitzers der Herrschaft Graslitz,
des Herrn Georg dem Älteren von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg zu Beginn des Bergbaus.

Die Gründung des Messingwerks müsste etwa zwischen 1675 und 1678 erfolgt sein. Es wurde zweifellos
allmählich vergrößert und war ein sehr wichtiges und einträgliches Unternehmen, welches durch mehr als
100 Jahre viel vorzügliches Messing hergestellt hat und in Vertrieb brachte und gewiss auch zur Graslitzer
Musikinstrumentenerzeugung beitrug.

Das Messingwerk war das einzige seiner Art im alten Österreich. Es belieferte alle Länder Europas. Durch
das Werk ging Glanz von Silberbach aus.

Durch das Messingwerk wurde in diesem Ortsteil viel Bergbau betrieben, wodurch wahrscheinlich auch der
Name "Am Bau" entstand. Bis vor der Ausweisung 1946 war eine Höhle gegenüber der Pückert Brettsäge
im Hofberghang, übermannshoch und etwa sechs Schritte in den Berg hinein offen. Darinnen merkte man
den Einsturz einer "überhängenden Bank" des vermutlichen Stollens. Vielleicht hat dort Georg der Ältere
oder einer seiner Vorgänger den Bergbau angefangen und nach geringem Erfolg wieder aufgegeben.

 


Quelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 279/280)

>Laut Urkunden aus dem Archiv der Schönburger zu Glauchau war der Meierhof des Schönburgischen Amtes Greßlas
(Graslitz) nur als "Hof" bezeichnet worden.

Der Hof bestand aus einem Wohngebäude mit der Wohnung und der Amtsstube des Gutsverwalters, einem Gesindehaus,
zwei Viehställen, einem Pferdestall mit 10 Boxen, einem Schafstall und einem Backhaus. Nicht weit ab vom Silberbach
klapperte eine Mahlmühle, die nur "Mühle" genannt wurde und mit einer Brettsäge kombiniert war.

Der Hof betrieb in der Hauptsache Milchwirtschaft, was durch die vielen Viehverkäufe an die Fleischer
der Umgebung belegt ist. Zudem wurden viel Käse und Butter umgesetzt.

Die Hofgebäude waren in ihren Fundamenten nicht isoliert, so dass die Stuben und Kammern feucht waren. Der Glauchauer
"Hofmeister", der höchste Verwaltungsbeamte der Schönburger, Herr Franz Poppa, musste bei seinen jährlichen Inspektionen
immer mehr neue Reparaturen anordnen. So war es schon im Jahre 1588 notwendig, die Scheune zu erneuern, nachdem die Tenne
innerhalb von 12 Jahren viermal ausgewechselt worden war. 1616 wurden alle Gebäude frisch untermauert, da der Holzschwamm
eine weitverbreitete Fäulnis herbeigeführt hatte. Durch diese vielen Reparaturen verlor die Gräfin-Witwe die Freude an dem Hof und
verkaufte ihn im Jahr 1620.

 



Quelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 302

Einst gab es auf der späteren Farbmühle ein barockes Wohngebäude (Haus Nr. 80) sowie eine Schmelzhütte (Nr. 3). Dieses gräfliche Beamtenwohngebäude
und die Schmelzhütte gehörten dem Allodialherrn Graf Franz Anton von Nostitz-Rhinek und wurde im Jahre seiner Fertigstellung (1771) samt der
dazu gehörenden Schmelzhütte an den Blaufarbenfabrikanten und Bürgermeister von Platten Johann Josef Morbach verkauft.

Dieser veränderte die zur Schmelzhütte gehörende Pochmühle so, dass er Kobaltfarben herstellen konnte. Der Plattener hatte bereits zuhause
schon eine Blaufarbenerzeugung - die Silberbacher Farbmühle sollte als Zweigniederlassung dienen. Silberbach bot mit kostenlosem Abraum
(Kobalt) der Eibenberger Kupferbergwerke, dem Vorhandensein einer Rollbeförderung und mit Nutzungsmöglichkeit der Wasserkraft
den idealen Platz für eine Farbmühle.

Durch die Schaffung der Farbmühle gewann ein Teil der arbeitslosen Messingwerksarbeiter (Bau)
sowie andere Arbeitskräfte aus dem nahen Eibenberg eine neue Verdienstmöglichkeit.

Im Jahre 1840 kaufte der Begründer des Silberbacher Blaudruckwerkes Am Bau, Franz Poppa, die Farbmühle und vererbte sie seinem
Sohn Martin Poppa, einem gelernten Müllermeister. Anschließend wurde die Farbmühle in eine Getreidemühle umgebaut.

 


Quelle der Geschichte von Neudorf: Graslitzer Nachrichten - Einsendung Hilde Hamm

Neudorf war die jüngste Gemeinde des Bezirkes Graslitz, wie schon der Name besagt. Seine
Entstehung ist etwas umstritten. Wohl nur die Not der Kriegswirren, die Furcht, das bißchen
Eigentum und Nutzvieh zu verlieren, hat die Leute auf den Gedanken gebracht, sich hier
anzusiedeln und Zuflucht vor der in Graslitz vorherrschenden Pest zu finden.

Nach Hermann Brandl kaufte im Jahre 1632 ein Graslitzer Bürger (Rauh oder Rauch) von dem
Heinrichsgrüner Richter Kühnl das Lehen "Zu Naißdorf". Demnach war der erste Hausbesitzer
ein Graslitzer Bürger, während die Rodung und spätere Besiedlung des Ortes wohl von Rothau
aus erfolgte. Neudorf hatte Ende der 20er Jahre 61 Häuser und eine Bevölkerung von 395 Seelen,
und zwar 189 Männer und 206 Frauen, davon 22 Knaben und 32 Mädchen.

Flächenmäßig war Neudorf mit seinen 965,2 ha die sechsgrößte Gemeinde, wovon allerdings
865,74 ha Waldbestand waren. Die restlichen Flächen entfielen auf Acker, Wiesen, Weiden, Häuser
und Gärten. Die Bevölkerung war zu 3/4 in der Industrie, 1/4 in der Landwirtschaft beschäftigt. Die
Fabriken in Graslitz und bis zu seiner Auflösung das Eisenwerk Rothau gaben der Bevölkerung
Arbeit und Brot.

Für den Wanderer war Neudorf ein lohnendes Ziel. Von Glasberg (813 m) kommend bot sich eine
herrliche Aussicht: Tief unten das Tal des Silberbaches und an seinem südlichen Ausgang das
Wahrzeichen der Stadt Graslitz, der Hausberg (712 m). In der Ferne die blauen Höhen des
Kaiserwaldes und die Duppauer Berge und vor uns ragt ernst und düster der Muckenbühl (949 m).
Ging man durch den Ort und den anschließenden Wald, von dem Neudorf ganz umschlossen war, so
führte der Weg zum 991 m hohen Spitzberg. In sanfter Steigung ging der Weg bergab und man merkte
es kaum, dass man den König des westlichen Erzgebirges erklomm.

Nun ist Neudorf (Nová Ves) zu einem Ortsteil von Silberbach geworden. Die ursprünglichen Häuser
existieren nicht mehr. Dafür ist nun aber eine Siedlung von Wochenendhäusern vorhanden.

 


Quelle der Geschichte von Nancy: Graslitzer Nachrichten - Einsendung Dr. A. Riedl

Die ersten Ansätze Nancys sind in der Errichtung einer Glashütte am Oberlauf des Silberbaches
durch die Brüder Josef und Ignaz Keylwerth aus Graslitz zu erblicken, welcher
die Erbauung eines Jagdschlosses durch den Grafen Friedrich Johann Chrysogon Nostitz,
dem damaligen Besitzer der Allodialherrschaft Graslitz, folgte.

Die erste Nachricht vom Ortsteil Glashütte und dem Jagdschloß ist in der Topographie von Graslitz
aus dem Jahre 1821 (geschrieben von Johann Florian Dotzauer) zu lesen:

Nordwärts von Silberbach stand ehemals eine gutkonditionierte Josef und Ignaz Keylwerth
gehörige Glashütte mit 19 Häusern "Nancy, Glashütte" genannt, worin gutes Tafelglas
erzeugt wurde. Aus Mangel an Holz mussten die Schlag- und Spielschleife sowie die
Beleg- und Schneidmühle eingehen und die Gebäude verfallen.

Der Name "auf der Glashütte" lebte bis 1945 noch fort, obwohl die Glashütte seit 1812 aufgelassen war.

"Nancy" allerdings war der Kosename der Anna Periez de Bourdett, die im Jahre 1795 die Gemahlin des
Grafen Nostitz wurde. Ihr zu Ehren und zu Liebe hat der Graf das von ihm erbaute Jagdschloß, die spätere
Försterei, Nancy genannt.

 


Quelle: Graslitzer Nachrichten 1955 - Einsendung Adolf Lienert "Seltsame Flurnamen der Heimat"

Die Rolle zog sich vom fast gegen den Silberbach abfallenden Eibenberg bis zum Erzplatz hin. Von dort
ging eine Untere Rolle zur Farbmühle hinab. In alter Zeit stand dort eine Mühle, die blaue Farbe mahlte.
In der Doppelortschaft Eibenberg-Grünberg wurde im Schiefergestein Kupferkies geschürft, daneben fand
sich Nickel, Wismut, Arsen und Kobalt. Mächtige Halden waren Zeugen der alten Zeit. Auf dem Erzplatz
wurde das Erz umgeschlagen und der Kobalt in Rollwägelchen zur Farbmühle hinabgerollt. Lange Jahre
stand auf dem Erzplatz ein schmiedeeisernes großes Martel, wenn ich nicht irre, mit den vierzehn Nothelfern.

 


Quelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 280

Die Aufzeichnungen beginnen bei einem gewissen "Nikol Lausmann", dem 1618 zwölf Wiener Groschen für zwei
Laufkarren am Hof bezahlt wurden. Nikol ist der Stammvater des Hausnamens "Karrenhans". Er wohnte in Eibenberg,
das damals Teil von Silberbach war. Der Hans baute dann im heutigen Ortsteil "Karrenhansenhäuser". Jene Familien,
die sich Lausmann schreiben und Karrenhans heissen, wissen nunmehr, dass ihr Urahne ein tüchtiger Handwerker
war. Im Bergbau hat man viele Karren verbraucht.

 


Quelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 277

Über die Entstehung dieser Ortsteile gibt es nur wenig zu erzählen. Sich in Silberbach ansiedelnde Bauern
bevorzugten bei der Rodung sonnige Berge, windstille Winkel und helle Täler. Nach ihrem Namen wurden ihre
Weile benannt: der Hiob hatte den Hobistenberg geräumt, der Matthias im Matzenwinkel, der Tobias auf dem
Tobisenberg und der Peter im Peterwinkel. Der Baumatzengrund wurde von einem Matz (Matthias) als erster
bezogen, der vordem am uralten Bau wohnte oder in einem Bau (Bergwerk) gearbeitet hatte und darum der
Baumatz war.

 


Q
uelle: Adolf Lienert: Silberbach - woher wir kommen, nichtvertriebene Erinnerungen S. 277

Nach der Rodung von Matzenwinkel, Peterwinkel und Gottelwenzelwinkel kamen die Bergleute und
schürften und bohrten und pumpten, dass fast ein halbes Jahrhundert lang der Lärm nicht nachließ
und der Plattenberg ringsherum von leichtfertig gebauten Stollen und wenig tiefen Graben angezapft
war.

Manche tiefe Keller alter Häuser waren aufgelassene Stollen. Im Berg tröpfelte das Wasser stetig aus
allen Spalten. Wenn die Heuer im Stollen schürften, standen sie bald in Wasserlachen. Sie befreiten
sich von dem Wasser durch Auspumpen. Längere Zeit standen die Pumpen im unteren Teil des
Gottelwenzelwinkels. Es bürgerte sich ein, diesen Teil Pumpenwinkel (Pumpäwinkel, Pumerwinkel, Bubnawinkel)
zu bezeichnen. Später wurde daraus der Name "Pumawinkel".