Am 16. Oktober 2013 ist
Frau Elfriede Hofmann,
unsere Weiß-Elfriede, verstorben.

 

Die Beerdigung war am 19. Oktober in Kottendorf.

Elfriede wurde am 28. Dezember 1929 in Silberbach im Ortsteil Nancy geboren. Nach der Ausweisung kam sie mit ihrer Mutter und den Großeltern, der Vater war im Krieg gefallen, in den Kreis Bamberg. Mit ihrer Heirat fand sie in Kottendorf ein neues Zuhause. Der Ort Kottendorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Breitbrunn in Unterfranken.

Im Herzen aber blieb sie immer eine Silberbacherin und der Heimat fest verbunden. Bei den Kirchweihfesten in Silberbach war sie immer dabei und hat diese mit beispiellosem Idealismus geprägt. Es begann vor Jahren mit einem privaten Kaffeetrinken mit ihrer Familie an der Stelle ihres Geburtshauses in unmittelbarer Nachbarschaft des Gasthauses „End’ der Welt“. Ein Apfelbaum diente als Erkennungszeichen für die Stelle, die heute vollkommen bewaldet ist.

Bei der Begrüßung zufällig vorbeikommender Silberbacher Wanderer zum Spitzberg wurde auch ihnen Kaffe und Kuchen gereicht.

Fast wie verabredet fand diese Begegnung ihre Wiederholung auch beim nächsten und allen nachfolgenden Kirchweihfesten mit immer größer werdendem Zuspruch von den Silberbacher Kirchweihbesuchern. Inzwischen war ihr auch ein selbstgezimmertes klappbares Tischchen spendiert worden, an dessen Vorderseite „Cafe Elfriede am End’ der Welt“ zu lesen war. Auch ein Bild des Gasthauses „End’ der Welt“ war darauf gedruckt. Spezielle Krapfen war das Markenzeichen ihres Kuchenangebots.

 

Anhand des Bildes werden sich die Silberbacher gern dankbar ihrer erinnern und Außenstehende ermessen, welchen Zuspruch ihr Kaffeeausschank hatte.

Immer war die ganze Familie ihres Sohnes Norbert mit eingespannt, um die vielen Thermoskannen mit Kaffee und den Kuchen zu transportieren und zu servieren. Tage und Nächte für die Vorbereitung all dessen wurden von ihr aufgewendet.

Es war für sie selbstverständlich, daß sie auch dieses Jahr wieder beim Kirchweihfest dabei war, aber das „Cafe Elfriede“ konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr „öffnen“.


„Bis zur nächsten Kirwä“, haben wir uns von ihr verabschiedet. Mit einem verhaltenen Lächeln antwortete sie: „No(n schaumä-r-ämoü(l“. Ihr echtes „Silberbacherisch“ ist nun für immer verstummt, aber die Erinnerung an sie wird noch lang lebendig bleiben.

 

Es war ein schönes Fleckchen Erde, wo Elfriede ihre Kindheit verbringen konnte. Eine Beschreibung dieses Teils von Silberbach von Dr. Gustav Treixler von 1929, dem Geburtsjahr von Elfriede lautet folgendermaßen:



„...wir nehmen unseren Weg über den Veitenberg und landen bald, Jagdsteigen dieses Gebietes folgend, auf der Buchhammelstraße, die uns durch ein  herrliches Waldesidyll nach Nancy bringt.



Unsere Beine sind müde und wir halten hier im Gasthofe „Am Ende der Welt“ Einkehr. Der Fremde staunt über die eigenartige Gasthausaufschrift, die der Besitzer in guter Laune mit Recht seiner Wirtschaft angedichtet hat. Kein besseres Wort hätte die Einfalt prägen können; denn fürwahr dem Auge bietet sich eine derartige Fülle landschaftlichen Liebreizes, daß man sich hier in diesem mit Bergen verriegelten Talgrunde nur zu gern in ein Märchen vom Weltende verstricken läßt. Ob Sommer, ob Winter, hier sind auch immer Gäste zu treffen, Verehrer eines Stückes unverfälschter Waldnatur! Wären auf diesem Stücklein Heimatflur nicht ganz besondere Reize vereinigt, Graf Nostitz hätte nicht in diesem Erdenwinkel ein Jagdschlößlein errichtet und der Maler Franz Gruß, ein geborener Graslitzer, hätte sicherlich wo anders seine Malerwerkstätte aufgeschlagen. Aber gerade hier unter dem wuchtigen Fichtengeäst, in der Nähe der flinken Rehe, am Gestade der perlenden Waldwässerlein, da läßt sich der Pinsel führen; denn Gotteshauch entströmt nirgends so seelenerhebend als am Herzen der freien Waldnatur. ...“

Eine Ansichtskarte aus dieser Zeit läßt uns diese Schilderung als Bild erfassen. Elfriedes Geburtshaus, mit * gekennzeichnet, lag inmitten dieser Idylle. Das Geburtshaus des Vaters Wilhelm lag 2 Häuser nach links. Ganz am rechten Rand ist das beschriebene Gasthaus zu erkennen.

 



Ein Foto der Familie Weiß zeigt Elfriede mit 12 Jahren. Der Vater Wilhelm war gerade zum Militär eingezogen worden. Die Mutter Ernestine geborene Neuer stammt ebenfalls aus Silberbach. Mit 12 Jahren erfuhr also die glückliche Kindheit Elfriedes den ersten Knick, als der Vater eingezogen wurde. Mit 14 Jahren war der große Schmerz über den Verlust des Vaters zu bewältigen und mit 16 Jahren die Vertreibung zu überstehen.


Die Erinnerung an diese Kindheit war die Triebkraft, immer wieder diese, ihre geliebte Heimat aufzusuchen und die Liebe zu ihr mit Taten zu pflegen.

 

Für viele Silberbacher wird bei jedem zukünftigen Besuch am End der Welt in Nancy das Cafe Elfriede im Geiste wieder greifbar werden, und sie werden sagen:

 

Hallo Elfriede, wir danken dir für die schönen gemeinsamen Stunden, deine Herzlichkeit und dein Lachen.“

Ein trauriges, leises Servus Elfriede soll ein letzter Gruß von uns sein.

 

bhm

Großer Dank für die schönen Bilder aus Elfriedes Fotoarchiv sowie das Sterbebild gebührt
Elfriedes Sohn Norbert Hofmann.

 

Auch vielen Dank für den schönen Nachruf, der von unserem Helmut Böhm verfasst wurde.