Neue Perspektiven von der
einstigen Heimat

- Ein Ausflug mit einem waschechten Silberbacher-

Vielleicht haben einige von Ihnen meinen Urlaubsbericht aus dem letzten Jahr gelesen. Ich möchte mich hiermit bei
denjenigen bedanken, die sich wiederum bei mir für den Bericht bedankt haben. Ich habe mich sehr über die
netten Worte gefreut.

Schon damals habe ich begeistert den Bericht von Gerti Haas (geb. Fischer) aus den Graslitzer Nachrichten von Januar 2009
gelesen, in dem sie über die Heimaterkundung mit Hilfe von Herrn Zapletal (Lehrer für Geografie und Sport in einer Schule in
Falkenau) schrieb und mein erster Gedanke war: "Vielleicht kann er mir dabei helfen, die fehlenden Puzzleteile meiner
Nachforschungen über die einstige Heimat zu finden - ich muss ihn baldmöglichst kontaktieren."

Meine Fachlehrerausbildung und die fehlende Zeit durch die viele Lernerei, sowie der nahende Winter haben mir dabei
jedoch im letzten Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Herr Zapletal
bereits von mir gehört hatte und mich vor einigen Monaten kontaktierte. Er sagte, er hätte vieles über Silberbach, was
mir helfen könnte, jedoch wäre es für ein persönliches Treffen eher geeignet.

Meine Staatsprüfung im April zwang mich leider, Silberbach ein wenig in den Hintergrund zu stellen. Nachdem ich mich aber
von dem Stress erholt hatte, kontaktierte ich Herrn Zapletal erneut, um einen Termin für ein persönliches Treffen auszumachen.


SILBERBACH BAU, KIRCHE


Am Samstag, den 8. Mai 2010, war es dann endlich soweit. Voller Vorfreude und ein wenig aufgeregt stand ich vor der Silberbacher
Kirche, die wir als Treffpunkt bestimmt hatten. Ich war einige Minuten früher dort, weshalb mir sofort der neue Glaskasten mit
Informationen über Messen und bestimmte Feiertage positiv auffiel, der anscheinend erst vor Kurzem aufgestellt wurde.

Nach einer sehr kurzen Wartezeit kam dann auch Herr Zapletal auf mich zu und sprach mich in der Silberbacher Mundart an,
was mich besonders freute und mir ein Stück Vertrautheit vermittelte. Wir begrüßten uns und beschlossen, unsere Silberbacher
Erkundung in Nancy zu beginnen.

NANCY

... und was für eine Erkundung dies doch war: Schon die ersten Minuten waren sehr spannend, denn Herr Zapletal erklärte die
Ortsteile und ehemaligen Standorte so bildlich, dass man die Häuser im Geiste schon fast wieder dort stehen sah. Die
Lausmann-Brettsäge, die Schule von Nancy und das Gasthaus zum Ende der Welt wurden durch seine Erzählungen wieder lebendig.

Bei der Wüstung, wo einst das Haus des Malers Franz Gruß aus Graslitz stand, machten wir Halt und kletterten einen kleinen
Hügel hinauf, um den direkten Standort zu sehen. Dort war auch ein Schild zu sehen, das von einem daheimgebliebenen
Silberbacher Nachfahren in tschechischer und deutscher Sprache angebracht war.

Unsere Wanderung ging über einen kleinen Pfad gegenüber der Wüstung, der mir bei meinen Ausflügen durch das Tal Nancy
noch nie aufgefallen war. Nach einigen Schritten blieben wir vor einem weiteren Schild (vom selben Silberbacher Nachfahren angebracht)
stehen - auf tschechisch stand dort geschrieben, dass an diesem von Bäumen überwachsenen und überwucherten Platz einst das Forsthaus
von Nancy stand.


OBERSILBERBACH - HOF - FARBMÜHLE

Wir wanderten den Weg noch ein Stück weiter bis zum Auto und setzten unsere Tour über den Reitsteig nach Obersilberbach fort.
Herr Zapletal zeigte mir den Peter-, Matzen- und Pumawinkel mit der Obersilberbacher Schule und erzählte mir von dem mittlerweile
überwachsenen ehemaligen Gottelwenzelwinkel und dem in Silberbach vorhandenen Gesteinsvorkommen von Schiefer und Granit.

Auf dem Weg nach unten über die Hofwiese versuchte ich mir die damaligen und jetzigen Hausbesitzer bestimmter Häuser, die
mir Herr Zapletal erklärte, zu merken, was mir (jetzt im Nachhinein gesehen) sogar ziemlich gut gelang. Eine sehr interessante
Randinformation war, dass im Forellenteich des ehemaligen Hergethschusterhauses die älteste Forelle Tschechiens gefunden
wurde, die nun in einem Museum in Prag ausgestellt ist.

Als wir unten am Hof (bzw. in der Mundart ausgedrückt: "Huuaf") am Geburtshaus meines Großvaters vorbeifuhren,
konnte ich es mir nicht verkneifen, ihm dies mitzuteilen.

Nach einem kurzen Abstecher durch die Farbmühle (ich zeigte ihm das Ferienhaus, in dem ich damals meinen Silberbach-Urlaub
- siehe Reisebericht aus den Graslitzer Nachrichten 2009 - Woche verbrachte) entschlossen wir uns, zur Pension Langer nach
Bublava (Schwaderbach) zu fahren, um dort die Unterlagen in Ruhe durchzusehen, die er mir mitgebracht hatte.

SCHWADERBACH
Er zeigte mir sehr interessante Berichte über seine jetzigen Nachforschungen sowie einige alte Dokumente, Karten und Ortsansichten
- dann packte er einige Blätter aus seinem Ordner, auf denen Zeitungsanzeigen ehemaliger Silberbacher Firmen waren. Ich konnte
meinen Augen kaum trauen und es stand mir vor Freude schon fast das Wasser in den Augen, als ich darunter auch die Anzeige
der Gastwirtschaft meiner Urgroßeltern mit folgendem Text fand:

Josef Hochmuth, Gasthaus, Fleischerei - Silberbach, Hof
Empfiehlt dem geehrten Publikum Biere, div. Speisen, 1a Wurst- und Fleischwaren zu billigsten Preisen
-- Guter, billiger Mittagstisch -- Direkt neben Autobus - Halte - Stelle Silberbach- Hof.

Er gab mir unter anderem diese Firmenanzeigen aber auch weitere Firmeninformationen mit, um die vorher etwas spärlich
eingerichtete, gleichnamige Sektion meiner Homepage (www.silberbach-graslitz.de) aufzufüllen, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Für mich war es, als hätten wir gerade einen lange verborgenen Schatz ausgegraben, als ich die vielen Annoncen durchsah.

Auch erzählte er mir wichtige Informationen über die allgemeinen Sitten und den Brauch von Silberbach (dabei waren auch einige
lustige Sprüchlein, die für fröhliches Gelächter sorgten), die ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde.

Ein weiteres Dokument, das mich im Innern berührte, war Herrn Zapletals Stammbaum, der darüber Aufschluss gab, dass wir
über die Familie Lausmann dieselben Ahnen haben, also auch über einige Ecken verwandt sind. Auch das Geburtshaus
meines Ur-Urgroßvaters Franz Lausmann und seines Urgroßvaters war dasselbe.


KARRENHANSENHÄUSER ("KOANHOONSNHEISA") UND ZURÜCK ZUM BAU
... und eben dort fuhren wir noch zum Abschluss hin - in den Ortsteil "Karrenhansenhäuser". Durch die vielen Informationen, die
ich mir unbedingt möglichst alle merken wollte, war ich schon ein wenig neben mir. Deshalb erkannte ich das Haus, das er mir in
den Karrenhansenhäusern zeigte, nicht sofort als das Geburtshaus unserer Ahnen. Ich konnte es kaum glauben, dass gerade das
Haus, dessen jetzige Existenz ich am wenigsten vermutet hatte, so unbeschadet vor mir stand.

Zum Abschluss zeigte mir Herr Zapletal noch, wo das damalige Messingwerk, die Kapelle am Bau, die Anger Villa und
die Anger-Fabrik standen. Vieles hatte ich ganz woanders vermutet, doch Dank ihm weiß ich es jetzt besser.

 

DAS ENDE EINES TOLLEN TAGES
Der Abschied von Silberbach fiel mir - wie immer - sehr schwer, doch hätte ich auch nicht länger bleiben können, sonst
hätte ich wahrscheinlich die Hälfte davon vergessen, was mir Herr Zapletal so lebendig beschrieb.

Ihm ist für seine akkurate und gewissenhafte Forschungsarbeit großes Lob auszusprechen und ich bin ihm sehr dankbar, dass er
sich die Zeit genommen hat, mir Silberbach noch ein Stück näher zu bringen.

Der Nachmittag war viel zu schnell vorbei - ich hätte ihm noch einiges zu erzählen gehabt und er konnte mir aufgrund des
Zeitmangels auch nicht alles erzählen. Deshalb freue ich mich schon sehr auf unseren nächsten Ausflug!


Fazit
Samstag, der 8. Mai 2010 wird mir wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Vorher hatte ich durch viele Ausflüge
in die einstige Heimat meiner Familie viele Eindrücke sammeln können, doch das Herz von Silberbach - die Menschen,
den Zusammenhalt und den Charakter eines Silberbachers konnte ich daraus noch nicht ersehen.

Herr Zapletal hat mir einen Einblick in diese Welt eröffnet. Er als waschechter Silberbacher hat mir eine Mentalität gezeigt,
die ich in meinem kleinen Dorf in Bayern (zu dem ich leider nie einen heimatlichen Bezug aufbauen konnte, obwohl
ich dort aufgewachsen bin) nie in dieser Form erleben durfte.

Durch die Wanderung konnte ich auch einen kleinen Einblick in das heutige Silberbach erhaschen. Mein Eindruck ist,
dass sich durch all die Jahre auch bei den jetzigen Einwohnern ein Zusammenhalt und eine sehr freundliche Gemeinschaft
gebildet hat, die der damaligen nicht einmal so unähnlich zu sein scheint. Es wird wohl auch der Ort und die Umgebung
sein, der die Menschen "verzaubert".

Diese Erkundungsreise hat meine Sympathie zu diesem wunderschönen, nun sehr klein gewordenen Örtchen noch
um ein vielfaches gesteigert, obwohl ich dachte, dass dies eigentlich gar nicht mehr möglich wäre.

Vielen Dank dafür, Herr Zapletal!

Die im Bericht genannten Anzeigen sind auf meiner Internetseite www.silberbach-graslitz.de unter
Infos - Firmen - Anzeigen einsehbar.


Benjamin Hochmuth
(Karlwenz)